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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 2.
und zwei chemische Fabriken. Die Ebene bei Mainz bot der Industrie
günstige Bedingungen, einen ebenen Boden, billige Wasserwege und
günstige Bohlenzufuhr, so daß sie sich in weitem Kranze zu beiden
Zeiten des Bheines um die Ztadt Mainz herum ansiedelte. Dieser Indu-
striebezirk wird geschlossen durch die Fabrikanlagen in Gustavsburg und
die schon genannten Industrien in Weisenau?)
Das Hügelland.
Die Ebene am Bhein bildet nur schmale Streifen, die nicht nur
landschaftlich, sondern auch durch die Beschäftigung der Bewohner große
Verschiedenheit gegenüber dem hauptteil der Landschaft aufweisen. Der
größte Teil des Breises ist von einer terrassenförmig ansteigenden hügel-
platte angefüllt. Bus der Bheinebene bei Mainz (85 m) erhebt sich die
-rste Terrasse zu einer höhe von 100 — 180 m. hinter Gonsenheim,
Finthen, Drais, Marienborn, Blein-Winternheim und Hechtsheim steigt
der Boden zu der zweiten Terrasse mit 200 250 m höhe an. Dieser
zweite Bufstieg wird bei Wanderungen auf den Landstraßen, die über
das Hügelland führen, leicht erkennbar, da der Bufstieg ziemlich unver-
0 Fertige aus Stäbchen ein Floß an! Zeichne einen Fabrikschornstein! Zeichne
die Umrisse vor? Äpfeln, Birnen rc.!
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Kreis Mainz, bearbeitet von Fr. Ritter.
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mittelt erfolgt?) In der Nähe von Lssenheim erreicht die hohe Terrasse
mit 254 m ihre größte höhe. Zie fallt nach dem Zelztal (114 m) in
schroffen Zteilabhängen ab. Nus der niederen Terrasse liegen die Ort-
schaften Zahlbach, Bretzenheim, Hechtsheim, Marienborn, Drais und
Finthen. Diese Dörfer werden vom Dolksmund als ,,Meenzer Land" zu-
sammengefaßt. Der leichtere Loden und die tiefere Lage haben zur Folge,
daß das Getreide ,,drunne em Meenzer Land" zwei bis drei Wochen früher
reif wird als in der höher gelegenen Pfalz. Don diesen ,,en de palz" ge-
legenen Orten liegen Essenheim, Gber-Glm und Tbersheim über 200 m
Von heimischer Traube der köstliche Saft,
den heimischer Boden erzeugt und schafft —
kann's Schöneres geben landaus und landein,
als rheinische Reben und rheinischer Wein?
Protze.
hoch, am Zteilabhang und nur wenig Meter niedriger liegen Xlein-
Winternheim, Zörgenloch, Zornheim, Harxheim, Gau-Lischofsheim und
im Zelztale Meder-Olm und Ztadecken?) Durch einen tiefen Taleinschnitt
bei Mein-Winternheim wird die hohe Terrasse nahezu in zwei Teile
geschnitten, die nur durch den Höhenrücken zwischen Klein-Winternheim
und Marienborn zusammengehalten werden. Diese Lodenbeschaffenheit
wird von der Eisenbahn Mainz—llzey gut ausgenützt. Don Mainz nach
') Mainz — Finthen — Wackernheim. Mainz — Bahnwärterhaus — Drais — Ober-
Olmer Forsthaus. Main- Bretzenheim - Ober-Olmer Forsthaus. Mainz - Marien-
born -Klein-Winternheim. Mainz - Hechtsheim - Gau-Bischofsheim oder Ebersheim.
-) Rieder-Olm - Ober-Olm - Finthen. Rieder-Olm - Essenheim - Layenhof -
Finthen. Stadecken - Elsheim - Essenheim - Forsthaus. Rieder-Olm-Ebersheim oder
Zornheim.
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Kreis Mainz, bearbeitet von Fr. Ritter.
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230, der August 210 und der September 140 Sonnenscheinstunden. Der
Sonnenschein und die von dem Boden zurückstrahlende Wärme dringen
die Trauben zur Reife.1) Der „wingertsmann" müht sich das ganze
Fahr in seinem Weinberge ab und führt einen steten Kampf gegen die
Gefahren, die dem weinstock drohen. Da die Bewölkung im Frühjahr
häufig fehlt, so treten bei klarem Wetter besonders auf der Hochfläche
Frühjahrsfröste auf, welche die jungen Triebe vernichten. Wan hat
Frostwehren gebildet und versuchte mit Erfolg, durch Bäuchern eine
Schutzdecke zu schaffen. Krankheiten der Rebstöcke und Schädlinge
mancherlei Art vernichten oft den Ertrag der Weinberge. Ein „guter
gerbst" hebt den Wohlstand der Bevölkerung und wird freudig begrüßt.
Der Kreis Mainz hat 4947,2 Morgen (1236,8 ha) Weinberg, die im
Fahre 1911 einen Ertrag von 2 126 000 Mark brachten. Die meisten
Weinberge hat Stadecken (663,2 Morgen), es folgen Essenheim (632
Morgen), Saubenheim (382,4 Morgen), Zornheim (408 Morgen), Ober-
Olm (407,2 Morgen). Im Fahre 1911 wurde der Ertrag der Wein-
berge geschätzt in Saubenheim über 400 000 Mark, in Stadecken
nahezu 300 000 Mark, in Essenheim über 200 000 Mark, in kjarxheim
150 000 Mark, in Zornheim 150 000 Mark, in Kostheim 120 000 Mark,
in Gau-Bischofsheim 100 000 Mark.
9 Messe die Niederschläge in einer Woche, einem Monat! Beobachte die
Sonnenscheinstunden! Zeichne ein Traubenblatt!
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Kreis Mainz, bearbeitet von Fr. Nitter.
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Die Dörfer sehen stattlich und wohlhabend aus. Oie Kirche steht
an einer hervorragenden Stelle des Dorfes und war in früherer Zeit
zur Verteidigung eingerichtet. Noch fetzt sind eine hohe Umfriedigungs-
mauer und schmale, schießschartenähnliche Fenster des Turmes Zeugen
dieser Einrichtung. Oie Wohnhäuser sind zum Teil zweistöckig und die
ansehnlichen Höfe durch Gebäude, Mauer und Tor rings abgeschlossen,
hinter den größeren hofreiten befinden sich fast immer Gbst- und Gemüse-
gärten. Selten fehlt auch im Dorf ein Überrest des alten mit ,,Effen" bestan-
denen Dorfgrabens und die Hauptausgänge des Dorfes tragen von früheren
Zeiten her noch den Namen Pforte (Port). Manche Dörfer haben noch
die Überreste einer alten Burg (Nieder-Glm, Stadecken) oder ein statt-
liches Gebäude, Schloß oder Gutshaus eines Grafengeschlechtes oder
Klosters /Sörgenloch, Ebersheim). Da der Boden sehr wasserdurch-
lässig ist und die Niederschläge nicht reichlich sind, so haben besonders
in trockenen Fahren die hochgelegenen Dörfer unter Wassermangel zu
leiden, wie verhängnisvoll dies werden konnte, erzählt uns die Ge-
schichte von Ober-Dlm. 1582 brannte das halbe Dorf ab und 1605 ent-
stand bei größtem Mangel an Wasser gegen Übend ein ungeheurer
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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24 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 2.
Brand, so daß die Funken in den Rheingau durch den wind fortgetragen
wurden. Vas Vors mit der Rirche brannte fast ganz ab. 1857 wurde
fast die Hälfte des Dorfes ein Raub der Flammen. viele Gemeinden sind
heute an Wasserleitungen angeschlossen, ebenso haben die meisten Ge-
meinden elektrisches Licht oder Gasbeleuchtung, ver Rreis Mainz wird
von drei Eisenbahnlinien durchschnitten und an zwei Stellen von Reben-
bahnen berührt. Die Grte in nächster Nähe von Mainz sind außerdem
durch Vorortbahnen mit der Stadt verbunden.
Aus der Geschichte des Kreises.
An unsrer Väter Taten
mit Liebe sich erbau'n,
fortpflanzen ihre Saaten,
dem alten Grund vertrau'n,
in solchem Angedenken
des Landes Heil erneu'n,
um unsre Schmach sich kränken,
sich unsrer Ehre freu'n,
sein eignes Ich vergessen
in aller Lust und Schmerz:
Das nennt man, wohlermessen,
für unser Volk ein Herz.
Ludwig Uh land.
Schon in grauer Vorzeit befanden sich in der Gegend von Mainz
menschliche Siedlungen. Einzelne Gräberfunde deuten mit Sicherheit
darauf hin. Rber erst aus späteren Zeiten erhalten wir durch die Römer
Runde von den Bewohnern, mit denen sie in Handelsbeziehungen standen.
Nach ihren Berichten befanden sich im Lande keltische Niederlassungen.
Rls in den folgenden Zeiten germanische Volksstämme über den Rhein
nach Westen vordrangen, verloren die Relten ihre Bedeutung,' sie verließen
das Land oder gingen in den germanischen Stämmen auf. Durch die
römischen Raufleute, die schon früher auf der alten Handelsstraße längs
des Rheines mit den Relten einen lebhaften Tauschhandel getrieben hatten,
wurden die Germanen mit dem römischen Wesen bekannt. Sie kamen
in den Besitz römischer Waffen und Geräte und lernten römische Sitten
und Gebräuche kennen. Rls dann aber die römischen Legionen dem römi-
schen Raufmanne nachfolgten, kamen die Römer in Rampf mit den
Germanen. Der hervorragende römische Feldherr Zulius Eäsar besiegte
die Germanen (58—53 v. Ehr.), aber erst Rgrippa gelang es, mit
seinen Legionen an dem Rhein (38 v. Ehr.) festen Fuß zu fassen. Er
erbaute auf den hohen von Mainz ein festes Castrum mit händiger Be-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Uh Ludwig Zulius_Eäsar
Kreis Mainz, bearbeitet von Fr. Ritter.
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heute noch der Totenweg, auch in Ingelheim gibt es einen Totenweg in
der Richtung nach Stadecken und noch näher dorthin eine obere und
untere Kirchwegsgewann.
Zur Karolingerzeit gab es Königsgüter zu Mainz, Ingelheim und
Nierstein. Karl der Große soll in dem alten Palast in Ingelheim ge-
boren sein, an dessen Stelle er später einen neuen erbauen ließ. Tr hielt
oft in Ingelheim, Mainz und Worms große Versammlungen ab und
ging als leidenschaftlicher Jäger fleißig jagen. Zu der Krondomäne
in Ingelheim gehörte auch ein Königswald in der Nähe von Ingelheim.
Nus dem Jahre 1545 wird uns von Ingelheim noch berichtet: ,,Ts
ligt ein klein wenig an einer höhe unndt hat ein frep gesicht in das
Rheingäw biß gen Ringen hinab, gen Menz zu hat es eine höhe, auf
der ist eine große weite (Ebene) unndt da ist vorzeiten ein Wald ge-
standen, wie man es noch auf dem Wald nennt, darin die Kaiser ihren
lust mit jagen haben gehabt. Rep Tschenheim (Tssenheim) ist noch ein stuck
verblieben von demselbigen Wald." Noch andere Urkunden, sowie heute
noch bestehende Gewannamen deuten an, daß früher die ganze hohe
Hügelterrasse von Ingelheim bis Tbersheim und bis zum Königsborn
von einem einzigen Wald, dem Königsforst Karls des Großen, bedeckt
war. Später ging dieser Wald durch Schenkungen der Herrscher in die
Hände der hohen Geistlichkeit (Bischofswald, Kurfürstenwald) über, und von
dieser wurden wieder kleinere Teile an die Klöster und Stifter ver-
schenkt (Heiliggeistwald). Durch weitgehende Nodung ist der Wald auf
den heutigen Gber-Glmer Wald zusammengeschrumpft.
Ini Mittelalter zersplitterte der hohe und niedere Udel seinen Besitz
durch Teilung, Schenkung, Vererbung und Verkauf, so daß viele Dörfer
mehrere Besitzer hatten. Der Besitz wechselte oft, und die einzelnen
Dörfer gingen wie eine Ware von Hand zu Hand. Die Besitzer waren
entartet und dachten nur daran, die Bauern durch Ubgaben zu be-
drücken, und viele lebten von Raub und Fehde. Sie überfielen den
Kaufmann auf offener Straße und beraubten ihn, und um die Dörfer und
Felder berauben und verwüsten zu können, sagten sie einander Fehde
an. Diese wurden weniger durch Gefechte entschieden, sondern durch
Rauben und plündern, indem jeder Ritter die Dörfer und Felder des
andern Ritters überfiel. Um in diesen Zeiten der Bedrängnis wenigstens
einigermaßen Schutz zu haben, umgab man die Dörfer mit tiefen Gräben
und bepflanzte diese mit Ulmen (Rüstern oder Tffen). Diese schlank
aufstrebenden Bäume gestatten ein sehr enges Pflanzen. Zwischen ihnen
wurden die Gräben mit Strauchwerk (Schwarzdorn) angepflanzt, dessen
Zweige niedergebogen und miteinander verflochten wurden. Dem Ritter
und seinen Reisigen zu Pferd boten der Graben, die eng gepflanzten Tffen
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Menz Karls
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Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 2.
und das verflochtene Strauchwerk (Gebück) ein ansehnliches Hindernis.
Die Haupteingänge des Dorfes (Pforten) konnten durch Tore geschlossen
werden, wurde die Bedrängnis groß, so flüchtete man mit der habe
zur Kirche, die mit einer festungsähnlichen Mauer umschlossen war,
welche gleich dem Turme mit Schießscharten versehen war. hier
leistete nicht selten der hartbedrängte Bauer verzweifelten widerstand.
Mainz nach Merian vom Jahre 1633.
Die von den Kaisern erlassenen Anordnungen zur Handhabung des öffent-
lichen Friedens hatten fast gar keinen Erfolg. Sm Jahre 1254 beendeten
die Städte Mainz und Worms eine lange Jehde und schlossen ein Bündnis
zur Bbwehr der Kaubritter. Dem Kheinischen Städtebund traten bald
alle Städte von Basel bis Köln bei, und auch mancher Bdlige schloß sich
an. Bo wurde dem ärgsten Unwesen am Khein gesteuert, und Stäbter
und Bauern atmeten auf.
Die Schrecken des Dreißigjährigen Krieger kamen in die Gegend
von Mainz mit dem herannahen der Schweden. Gustav Bdolf über-
schritt den Khein, eroberte Oppenheim und stand bald vor Mainz. Das
Schwedenlager erstreckte sich im Bogen von Hechtsheim nach Gonsenheim.
Drei Tage später rückten die Schweden in Mainz ein, die Reiterei wurde
in die umliegenden Dörfer einquartiert. Die Stadt mußte dem Sieger
80 000 Keichstaler zahlen. Unter Hungersnot, Bedrückungen und Pest
hatten die Stadt und die Umgebung viel zu leiden. Das Dolk stillte
seinen Hunger mit wurzeln, Gras und Baumblättern, verspeiste ge-
fallene Tiere, und das große Sterben dauerte zwei Jahre und entvölkerte
die Gegend. 1636 wurde Mainz wieder von einem kaiserlichen Heere
zurückerobert. Durch die Kämpfe und die lange Belagerung war die
Gegend weit und breit verwüstet, ,,daß sich daselbst weder Mann noch
Maus hätte ernähren oder Obdach hätte finden können". Uber schon
1644 wieder wurde die Stadt nochmals von den mit den Schweden
verbündeten Iranzosen erobert und bis zum Friedensschluß besetzt. Das
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Kreis Mainz,^bearbeitet von Fr. Ritter.
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Jahr 1666 war wieder ein großes Pestjahr. ,,Vie Leuche kam vom
Niederrhein zu Ostern und erreichte den Höhepunkt im herbst zur Zeit
der Weinlese." Kaum blieb ein Haus von der entsetzlichen Krankheit
verschont, und ganze Familien starben aus.
Zur Zeit der pfalzverwüftung hatte auch die Umgegend von Mainz
viel zu leiden. 1688 kamen die Franzosen in ihrem verwüstungswerk
bis vor Mainz. Sie besetzten die Stadt, wurden aber im folgenden
Fahre trotz hartnäckiger Verteidigung gezwungen, die Stadt zu räumen.
Die Lachsen, Bagern und Hessen hatten zu den Belagerungsarbeiten auch
3000 Bauern aus der Umgegend herbeigezogen, die nach der Einnahme
auch wieder die Belagerungswerke abtragen mußten. Lpäter erschien
ein französisches Heer (15 000 Mann) bei Nieder-Olm, schlug ein Lager
an der Lelz auf (1691), brannte die Dörfer nieder und streifte bis vor
Mainz. Die Franzosen mähten das Getreide ab, bedrohten die Bevölke-
rung, raubten die Glocken in Bretzenheim, Laubenheim und Harxheim
und zogen hierauf wieder ab. Bald erschienen sie aber wieder (1695),
einige tausend Mann stark, auf dem hechtsheimer Berg, erhoben in den
Dörfern Kriegssteuer, plünderten die Dörfer, nahmen alle Lebensrnittel
fort und zogen nach einigen Lcharmützeln wieder ab.
Um Ende des 18. Jahrhunderts gehörten die meisten Orte des
Kreises Mainz dem Kurfürstentum Mainz zu. Lssenheim und Ltadecken
kamen 1733 an die Kurpfalz, nachdem ersteres vorher ebenfalls lange
Zeit zu Kurmainz gehört hatte. Liner der letzten Kurfürsten, Emmerich
Joseph, der die Jagd sehr liebte, ließ in dem alten Bischofswalde (dem
Ober-Dlmer Walde) ein Jagdhaus errichten und veranstaltete glänzende
Jagden. Uuch der letzte Kurfürst, Friedrich Karl Joseph von Erthal,
hielt einmal ein glänzendes Fest in dem Jagdhaus ab, wobei die kur-
fürstlichen Truppen ein Manöver vorführten. Diese Soldaten waren
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Emmerich
Joseph Friedrich_Karl_Joseph_von_Erthal Friedrich Karl
Kreis Mainz, bearbeitet von Fr. Ritter.
auf. Die Stadt mußte sich ergeben, aber schon 1794 erschien wieder ein
französisches Heer und belagerte Mainz von neuem. In dem nun folgenden
Belagerungskrieg verschwand Kostheim fast ganz vom Erdboden. Zwar
mußten die Franzosen die Belagerung aufheben, aber durch den Friedens-
schluß wurde Mainz und ganz Nheinhessen französisch. Mainz (Mayence)
wurde die Hauptstadt des Departements Donnersberg. So ging das
alte Kurfürstentum in Trümmer, und Mainz blieb bis zum Fahre 1814
französisch.
Ruine des Domes 1793.
5lls Napoleon I. Kaiser in Frankreich wurde, kam er Öfter auf
seinen Kriegszügen nach Mainz. Tr schätzte Mainz als wichtige Grenz-
festung hoch und verband diese Stadt durch die breite pariser Straße
mit der Hauptstadt Frankreichs. Die ständigen Truppendurchzüge be-
unruhigten das Sand, und die Aushebungen zu Napoleons Kriegszügen
brachten Furcht und Schrecken, denn nur wenige konnten sich der Ge-
stellungsordre durch Flucht entziehen, und die meisten kamen niemals
oder krank und verstümmelt wieder. Im Fahre 1812 sank Napoleons
Stern, und er kam als Flüchtling in Kastei an. Der Nhein ging mit
Treibeis, und erst nach langem Suchen fand sich ein beherzter Fischer,
der den Kaiser übersetzte. Bei Vudenheim stieg er ans Sand und reiste
dann von Mainz nach Paris. Nls Napoleon in der Schlacht bei Seipzig
vollständig geschlagen worden war, erschien im Fahre 1814 ein russisches
Heer und schloß die französische Besatzung von Mainz ein. Erst im
Mai erfolgte die Übergabe. Nach den Verhandlungen des Wiener Kon-
gresses kam Mainz und seine Umgebung im Fahre 1816 an das Groß-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon_I. Napoleons Napoleons
Stern Napoleons Fischer Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Mainz Kostheim Mainz Mainz Donnersberg Mainz Frankreich Mainz Mainz Frankreichs Napoleons Mainz Paris Mainz Mainz
34
Heimatkunde des Groszherzogtum Hessen. Nr. 2.
und die zurückflutenden Heere Napoleons brachten ansteckende Krank-
heiten mit, die die Bevölkerung dezimierten.
Mit dem Jahre 1816 wurde Mainz hessisch. 1825 unternahm das
erste Dampfschiff seine Probefahrt auf dem Uhein. Die Zchissahrt suchte
sich den neuen Verhältnissen anzupassen, und auch in Mainz entstand
eine große Zchiffahrtsgesellschaft. 1828 schloß Hessen mit Preußen einen
Typhuskranke Franzosen in Mainz 1813.
Zollvertrag, und 1831 wurde die Freiheit der Uheinschiffahrt angebahnt.
Diese Entwicklung brachte Mainz um sein Umschlagsrecht. Mährend
die andern Uheinstaaten ihren Hafenstädten für Entschädigungen sorgten,
geschah für Mainz nichts. Köln bekam eine bare Vergütung, Mannheim
einen Uheinhafen auf Staatskosten und die bayrischen Uhein- und Main-
Häfen wurden in jeder Meise begünstigt. Zu diesen empfindlichen
Handelsverlusten traten Verluste, welche die fortschreitende Kanalisation
des Uheins und Mains mit sich brachten, wodurch die Endpunkte der
Zchiffahrt von Mainz nach Mannheim und Frankfurt verlegt wurden?)
Unterdessen entwickelte sich das Eisenbahnwesen. 1845 gründete sich
in Mainz die hessische Ludwigseisenbahngesellschast. Es entstanden die
H Zeichne ein Schiff mit Masten! Zeichne einen Raddampfer! Forme oder
schnitze einen Nachen!
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter]]